Das körperhaltungsorientierte Schmerzmodell – ein neues Schmerzmodell

Allen Schmerzmodellen, ob diese aus der psychologischen oder aus der medizinischen Richtung kommen, liegt ein „biopsychosoziales“ Verständnis zugrunde. Das heißt es wurde erkannt, dass die Biologie des Körpers eng mit unserer Psyche und auch mit unserer sozialen Umwelt vernetzt ist. Durch die historische Trennung von Körper und Geist wird dieses aber in der therapeutischen Praxis oft nicht berücksichtigt. Zudem wird nur selten berücksichtigt, dass zu unserer Biologie auch unsere Körperhaltung  – bedingt durch die ausgeübten Zugkräfte der Muskeln am Gelenkapparat – gehört. Die erste Graphik (links) veranschaulicht das alte, überholte Schmerzmodell.

Mein neues, systemischeres Schmerzmodell integriert also Sensorik und Motorik und die unter (Dauer-)Stress entstehende (und von außen sichtbare und fühlbare) und vor allem (innerlich) durch den Patienten erlebte Körperhaltung. Dadurch werden auch viele schulmedizinisch nicht fassbare Schmerzen (wie viele Rückenschnmerzen) und vielen anderen Beschwerden für den Therapeuten fassbar und für den Patienten fühlbar, vor allem dann, wenn beide es schaffen die ausgebildeten Muster auf die so genannte Stressreaktion (vgl. hier) – und damit die im Zusammenhang mit Stress ausgebildeten neuromuskulären Haltungs- und Bewegungsmuster, die so z.B. zum Volksleiden Nr. 1 Rückenschmerzen führen können, – zu beziehen.

Die beiden Illustrationen (links alt, rechts neu) veranschaulichen den Unterschied zwischen dem alten, herkömmlichen Schmerzmodell, und dem meines Erachtens in der Schmerztherapie einzig nützlichen, neuen Schmerzmodell. Einzig nützlich weil es ein systemischeres Modell ist und mit erfasst, dass Menschen – meist stressbedingt – über die Zeit Muster entwickeln, vor allem Haltungs- und Bewegungsmuster. Ganz korrekt müsste man deswegen auch von „bewegungsorientiert“ sprechen, aus Gründen der Einfachheit bleiben wir aber bei körperhaltungsorientiert.

Im alten Modell (oben) wird der Körper klassisch-medizinisch interpretiert, die Psyche psychologisch und die soziale Ebene wäre wohl ein Thema für Soziologen, der klassischen Trennung der Disziplinen folgend.

Im neuen, biopsychosozialen Schmerzmodell (unten) sieht man, dass der Körper

              • Ausdruck der Psyche ist, also des inneren Erlebens.
              • Eine wichtige Rolle in der sozialen Interaktion spielt (über die Spiegelneuronen).
              • Und mit den biologischen Veränderungen (Stressreaktion, Regulation des Hormonhaushalts, Versorgung der inneren Organe usw.) wohl immer auch eine bestimmte Körperhaltung, also ein neuromuskuläres Muster einhergeht.
              • Zudem ist, das habe ich hier nicht veranschaulicht, der Gleichgewichtssinn (das „vestibuläre System“) mit fast allen Hirnteilen vernetzt, und spielt deswegen eine besondere Rolle bei allen, körperlichen (auch bei Rückenschmerzen), psychischen und sozialen Prozessen. Mehr über das vestibuläre System und Veränderungen im Zusammenhang mit der Stressreaktion können Sie hier nachlesen.

Auch wenn die hier dargestellte Erkenntnis für viele, vor allem für Interessierte der fernöstlichen Medizin, nicht neu sein mag, so ist diese doch bedeutend:

Denn aufgrund der Bedeutung des Körpers und körperlicher Muster für die Entstehung von Struktur und Funktion des menschlichen Nervensystems, bekommt man über den Körper und die Körperhaltung Zugang zu allen anderen, oben genannten Ebenen:

      • Zugang zu Psyche und emotionalem Erleben
      • Zugang zur Funktion der inneren Organe und des Hormonhaushalts
      • Zugang zur sozialen Interaktion über die Spiegelneuronen

Anders gesagt, im Zusammenhang mit jedem Trauma und jeder Stressreaktion entstehen immer auch körperliche Muster, und deswegen lassen die die meisten Traumen auch am direktesten über diesen therapieren.

Wenn Sie mehr über das neue, biopsychosoziale Schmerzmodell erfahren möchten geht es hier zur Terminvereinbarung.