Ein Beispiel für das Vorgehen mit der direkten Regression bei einer Angsterkrankung wäre die Arbeit mit einem Patienten, der als kleines Kind von seinen Eltern körperlich oder auch emotional oft allein gelassen wurde. Ob dies von den Eltern als Erziehungsmaßnahme („Abhärtung um für den Kampf des Lebens stark zu werden“), als Gängelung (Übertragung des eigenen niedrigen Selbstwerts auf das Kind durch aggressive Handlungen, körperlich und/oder verbal, oder auch durch übertrieben perfektionistische Erwartungen an das Kind) gemeint war oder weil diese aufgrund eigener traumatischer Erfahrung schlichtweg auch die eigenen Kinder gefühlsmäßig nicht annehmen konnten ist im ersten Schritt egal.
In der Hypnosesitzung geht man dann zusammen mit dem Patienten in die entsprechenden Situationen hinein und kann zum Beispiel die Methode des informierten Kindes nutzen, um die Angst und das unverarbeitete Erlebnis und das Gefühl des Alleinseins auszuheilen. Bei der gestalttherapeutischen Methode des informierten Kindes geht der Patient in die Regression und mit den Erinnerungen aus der Zeit in Kontakt, in welcher die emotionalen Verletzungen entstanden sind. Ist man in der ersten, das Gefühl auslöswenden Situation angelangt, wird dem inneren Kind erklärt, dass von nun an der Erwachsene selbst und nicht mehr die Eltern für das Wohlbefinden und den Schutz des „Kleinen“ (der „Kleine“ steht für das Gefühl im Erwachsenen) zuständig ist. Dies funktioniert in sehr vielen Fällen sehr gut und schnell sodass die Angst oft in nur wenigen Sitzungen ausgeheilt werden kann.
Für das hypnosetherapeutische Vorgehen steht immer die Neubewertung der nicht verarbeiteten Situation im Vordergrund, wobei vor allem bei schlimmen und komplexen Traumatisierungen (z.B. bei Übergriffen durch noch lebende Bezugspersonen) andere und „sanftere“ (z.B. hypnosystemische bzw. ressourcenorientierte) Hypnose-Strategien eingesetzt werden können als bei einem zwar (unbewusst) noch nicht verarbeiteten, aber aus „Sicht des Verstandes weniger tragischen“ Ereignis.
Ein Beispiel für solch ein traumatisches Ereignis, welches ich in meiner Münchner Hypnose-Praxis häufiger mit Hypnosetherapie behandle und welches aber aus Sicht des Verstandes „weniger tragisch“ ist, ist folgendes:
Das Kind ist gerade eingeschlafen und die (ihr Kind ansonsten über alles liebende und beschützende, also eigentlich „perfekte“) Mutter will die „freie Zeit“ nutzen, um kurz im Keller die Wäsche aufzuhängen. Sie verquatscht sich dann aber mit der Nachbarin und das Kind ist, als es aufwacht, alleine im Raum und bekommt die evolutionsgeschichtlich in ihm angelegte Todesangst, weil die Abwesenheit der Mutter evolutionsgeschichtlich oft den Tod bedeutete. In vielen Fällen löst sich solch eine Angst leider nicht wieder und sie sollte deswegen mit Hypnose wie oben beschrieben behandelt werden.