Körperpsychotherapeutische Methoden
Wie in der Psychotherapie führen auch in der Körperpsychotherapie viele Wege zum Ziel. Es gibt viele körperpsychotherapeutische Methoden, die unter anderem zu einer vertieften Einatmung (und Ausatmung) und zu weniger Muskelverspannungen verhelfen. Davon profitiert die Verdauung: einerseits, weil entspannte Strukturen besser durchblutet werden und sich dadurch der Stoffwechsel im Gewebe verbessert. Zudem löst sich die Spannung der Muskeln, die die Wirbelsäule balancieren. Dadurch wird auf die entsprechenden, das Organ versorgenden Nervenbahnen weniger Druck ausgeübt. Auch die parasympathischen Nervenbahnen können – wie erforderlich – die elektrischen Impulse daher besser leiten.
Speziell bei Verdauungsproblemen ist zudem wichtig, dass entspannte Hüftbeuger – der große Hüftbeuger durchquert den Darm – beim Gehen für eine ständige Massage des Magen-Darm-Trakts sorgen. Das wirkt sich wiederum förderlich auf die Verdauung aus.
Die körperpsychotherapeutischen Methoden im Einzelnen:
- Pandiculations nach Professor Thomas Hanna
Durch die Nutzung der sensomotorischen Rückkopplungsschleife zwischen Gehirn und Körper lässt sich mit Hilfe eines Therapeuten lernen, unbewusst dauerverspannte Muskeln im ersten Schritt mehr anzuspannen. Das sind Muskeln, die man bewusst nicht gut spürt und nicht entspannen kann, vgl. auch „sensomotorische Amnesie“. Sie lassen sich nach und nach immer bewusster und kontrollierter entspannen. Der Patient lernt dadurch, die überflüssige Muskelspannung kontrolliert zurückzunehmen, sodass sich im Verlauf der Therapie der Muskeltonus in einzelnen Muskeln, Körperpartien und auch insgesamt absenkt.
Sollten die Pandiculations nach Professor Hanna für die Auflösung der Muskelverspannung und der Wahrnehmungseinschränkung („sensomotorische Amnesie“) des Patienten nicht ausreichen, lassen sich meist noch punktuelle Verspannungen in der Muskulatur finden:
- Aktive Triggerpunkt- oder Myogelosenbehandlung der Muskulatur
Bei dieser Art der Behandlung arbeitet der Therapeut punktuell an den betroffenen verhärteten und meistens schmerzenden Muskelsträngen. Ebenso kann er diese Methode bei Verhärtungen des Bindegewebes (Faszien oder Unterhautbindegewebe) anwenden. Dadurch lösen sich die meisten Schmerzpunkte schnell auf, und typischerweise verschwinden so auch die meisten Schmerzsyndrome. Solch ein punktuelles Vorgehen kann bei Problemen der inneren Organe vor allem dann nützlich sein, wenn die Schmerzpunkte (bzw. die verspannten Muskeln) Nervenbahnen blockieren, sodass die Nerven, die das Organ versorgen. nicht ordentlich arbeiten bzw. elektrische Impulse weiterleiten können.
- Kinetisches Spiegeln nach Feldenkrais
Manche Muskeln sind so stark verspannt, dass ein Lösen der Verspannungen durch Methoden wie die Triggerpunkte-Behandlung oder das Pandiculieren gar nicht möglich ist. In diesem Fall kann man dem zentralen Nervensystem (Gehirn), das die Spannung in der Muskulatur erzeugt, die Arbeit durch kinetisches Spiegeln abnehmen. Wenn das Gehirn verstanden hat, dass zur Aufrechterhaltung des Schutzmusters nun „Hilfe von außen da ist“, löst es die Muskelspannung ein Stück weit. Anschließend lässt sich in der Therapie mit den anderen Methoden weiterarbeiten.
Durch die drei genannten Methoden lassen sich im Normalfall punktuell, direkt an verspannten Partien arbeitend, sehr schnell Verbesserungen erreichen. Der Schmerz wird schnell gelindert oder verschwindet. Damit die Schmerzen allerdings in Stress- und Belastungsphasen gar nicht mehr auftreten, bedarf es meist zusätzlich einer Verbesserung des Körperbewusstseins und einer Veränderung der Bewegungsorganisation:
- Sensomotorisches Lernen nach Feldenkrais und Körperbewusstseintraining
Ist die Spannung in der Muskulatur zunächst einmal punktuell gelöst, ist es natürlich für den Patienten wichtig, dass er nachhaltig etwas von der Therapie hat. Er möchte nicht in der nächsten Stresssituation oder durch alte Gewohnheiten sofort wieder in seinen Schmerzkreislauf zurückfallen. Durch sensomotorisches Lernen nach Feldenkrais und Körperbewusstseinstraining versteht der Patient nach und nach, wie er selbst zur Aufrechterhaltung dysfunktionaler (Bewegungs-)Muster beiträgt. Er erfährt, was er tun kann, damit Schmerzen auch in Stresssituationen seltener oder gar nicht mehr auftreten.
- Integrative Atemtherapie – wertvoll bei der Behandlung psychischer Krankheiten und bei stark ausgeprägten Schutzmustern
Bei der Arbeit mit Patienten mit psychischen Krankheiten (oder auch mit starken Schutzmustern, wie beispielsweise bei einem Schleudertrauma) bevorzuge ich – im Gegensatz zur Arbeit mit Schmerzpatienten, bei denen oft ein Lösen punktueller Verspannungen die zunächst größere Erleichterung bringt – den Einsatz der integrativen Atemtherapie. Denn bei eigentlich allen psychischen Störungen lässt sich beobachten, dass unbewusst verspannte Muskeln den Atem behindern. Sie verhindern also, dass sich das Zwerchfell (der Hauptatemmuskel) beim Einatmen verkürzt und so die Lungenflügel öffnet oder sich – beim Ausatmen – wieder bis auf das normale Niveau entspannt.
Bei der integrativen Atemtherapie erforsche ich gemeinsam mit dem Patienten durch sanfte Berührungen und kleine, achtsame Bewegungen, wo die Muskeln liegen, die die Atmung blockieren. Wenn der Patient zunächst wieder spürt, wo er unbewusst Spannung erzeugt, und dann noch lernt, wie diese Spannung mit seiner Atmung zusammenhängt, öffnen sich diese Schutzmuster nach und nach. Therapie ist hier ein forschender, spielerischer Prozess, der allen Patienten, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, richtig Spaß gemacht hat. Er arbeitet mit der uns angeborenen kindlichen Neugierde und wirkt nicht „erzieherisch“.
Dieses Vorgehen entspricht im Großen und Ganzen auch meiner Philosophie als Therapeut. Das heißt nicht, dass der Patient sich meinen Mustern unterzuordnen hat. Vielmehr mache ich versetze ich mich ganz in sein Thema hinein und wir erarbeiten gemeinsam Lösungen für seine Anliegen.